Herzlich Willkommen

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Im Seniorenzentrum Am Stadtpark

 

Sandmandala wird feierlich aufgelöst

Abschlusszeremonie Sandmandala

Am Sonntag, 02.10.2022 wurde das Sandmandala-Projekt im AWO Seniorenzentrum Am Stadtpark beendet. Khenpo Kungka Tenzing und Lama Chhenden, die beiden buddhistischen Mönche aus Mustang, die das Kunstwerk in einer Woche intensiver Arbeit erstellt hatten, lösten das Mandala in einer feierlichen Abschlusszeremoniewieder auf.

Ljubis Lakovic, eröffnete die Veranstaltung virtuos mit seinem Akkordeon und zwei dynamischen Eigenkompositionen. Seine Fingerfertigkeit und die spürbare Melancholie des Balkans wiesen musikalisch bereits auf die bevorstehende, für die Besucher*innen erwartbar emotionalen Momente des Abschiednehmens hin.

Loslassen

Darauf nahm Einrichtungsleitung Martin Hayer in seinen einleitenden Worten Bezug:

„Khenpo Kungka Tenzing und Lama Chhenden sind für eine Woche Teil unseres Heimalltags geworden und wir konnten teilhaben an der Entstehung eines Medizin-Buddha-Sandmandalas, das unserem Seniorenzentrum nicht nur ein wundervolles Kunstwerk mit strahlenden Farben beschert hat, sondern, viel mehr als das, nämlich Ruhe, Frieden, Harmonie und berührende Begegnungen. Den Kontakt mit den alten Menschen hier, erlebten die beiden Mönche als Bereicherung und sie haben sich in unserer Hausgemeinschaft sehr wohlgefühlt. Die nahende Auflösung des Mandalas beschäftigt uns hier gedanklich und emotional die ganze Woche schon. Es ist fremd für uns, ein mühevoll selbstgeschaffenes Projekt in der Auflösung zu erleben. Wir wollen festhalten und bewahren. Doch Vergänglichkeit und Loslassen sind existentielle Lebensthemen, denen wir uns immer wieder neu stellen müssen. Das erleben wir hier im Seniorenzentrum auf eine besondere Art. Die Entstehung des Sandmandalas durch die Mönche durften wir eine Woche lang Schritt für Schritt erleben, nun verabschieden wir uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit davon.“ 
Sonngard Trindler vom Schulverein Lo-Manthang, die den Anlass organisierte, dachte in ihrer Rede darüber nach, wie das Mandala wohl auf die Zuschauerinnen und Zuschauer gewirkt hatte: „Vielleicht übertrug sich die Ruhe und Konzentration, vielleicht bewirkte es ein stilles In-sich-Gehen, vielleicht wurde es einfach als besonderes Kunstwerk bewundert.“ Doch für alle, vermutete Trindler, bedeutete der Anblick des Mandalas in irgendeiner Form ein Innehalten.


Leerer Palast
Weiter wies sie darauf hin, dass es für die Mönche völlig normal sei, wenn Gäste bei der Arbeit und auch bei der Schlusszeremonie zugegen sind. Man müsse dafür nicht Buddhist sein.
Dasselbe betonte auch der Abt Kungka Tenzing in seiner Einführung ins Ritual: Es gelte für jeden der Anwesenden, die Gedanken auf das auszurichten, was ihm wichtig ist. Für den einen sei Buddha die Referenz, für den anderen Jesus Christus. Das Verbindende der Religionen sei es, dass sie uns zu besseren – friedvolleren, gelasseneren, liebenderen – Menschen manchen. Nach der Zeremonie, so fuhr der Abt fort, werde der Palast, den das Mandala symbolisiere, leer sein. Die Gottheit ziehe aus, das gestreute Mandala sei dann überflüssig und könne zerstört werden.
Die Gottheit, die in dieser Woche im Mandala-Palast Einzug gehalten hatte, war der Medizin-Buddha, eine heilende Gottheit also mitten in einer von Pandemie, Krieg und Klimakatastrophen erschütterten Welt und entsprechend aufgescheuchten Menschenseelen. Dorthin wird sich der Buddha, so der Gedanke, nun ausbreiten: in die Seelen der Anwesenden, in die Weite der Welt mit all ihren Wesen, wenn der Sand in einen Fluss gestreut wird.


Ein graubraunes Sandhäufchen
Nach den Erklärungen wurde es erst still. Dann hielten die Mönche eine Puja (Gebetsritual), bei der sie minutenlang mit ihren tiefen, sonoren Stimmen, die zum Medizin Buddha Mandala gehörigen Gebete rezitierten. Für alle, die der tibetischen Sprache nicht mächtig sind, ein faszinierender Mantra-artiger Klangteppich, der einen fast in Trance versetzte, wie nachher manche der Teilnehmenden sagten. Schließlich kam es zum unvermeidlichen Akt: Die Mönche zogen, von Gebeten und dem Klang eines Glöckchens begleitet, mit dem sogenannten „Donnerkeil“ ein paar Linien und „zerstörten“ damit symbolisch erst die Palastmauern. Dann wurde das kunstvoll gestreute 2x2 Meter große farbenprächtige Sandmandala mit großen Pinseln sorgfältig zu einem graubraunen Sandhäufchen zusammengefegt. Das bei der Auflösung vernehmbare „Weh“ und „Ach“ mancher Zuschauer kommentierte der Khenpo mit einem sanft- und gleichmütigen Lachen…

Ganz im Sinne des Kreislaufdenkens wurde ein kleiner Teil des Sandes symbolisch in das Wasserbecken im „Garten der Sinne“ gestreut, der größere Teil einem Donauzufluss übergeben.

Das nächste Mandala gestalteten die Mönche in Wien…